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Covid-Maßnahmen-Kritiker und Mediziner Dr. Marcus Franz ist nun frisch mit AstraZeneca geimpft. Was er zur Impfung zu schreiben hat und wieso er sich als Maßnahmen-Kritiker impfen ließ, erklärt er in folgendem Text.

Die Tatsache, dass der Wiener Mediziner Marcus Franz nun geimpft ist, macht es seinen Kritikern wohl bedeutend schwieriger, ihn in ein Eck zu stellen. In einem Kommentar, der zuvor auf ortheronline erschienen ist und nun lucasammann.com zur Veröffentlichung vorliegt, begründet er seine Entscheidung und nimmt differenziert Stellung.

Dr. Marcus Franz: „Die politmedial geschürte Aufregung um die Gefährlichkeit von Covid wurde mittlerweile ergänzt und teilweise sogar abgelöst durch die Aufregungen über die in Einzelfällen fatalen Nebenwirkungen der Covid-Impfungen, die seit Ende 2020 auch in Österreich verabreicht werden. Vor allem der Impfstoff von AstraZeneca (AZ) ist ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, nachdem Embolien und Todesfälle nach AZ-Impfungen aufgetreten sind und in einzelnen europäischen Ländern die AZ-Impfung vorläufig ausgesetzt wurde.

Um die Situation realistisch beurteilen zu können, muss man die Zahlen kennen. Das renommierte deutsche Paul-Ehrlich-Institut verlautete dazu: „Mit Stand vom 10.03.2021 wurden laut der europäischen Arzneimittelbehöre EMA 30 Fälle von thromboembolischen Ereignissen bei mehr als 5 Millionen mit dem AstraZeneca-Impfstoff geimpften Personen im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gemeldet. Diese Anzahl ist nicht höher als die Zahl der thromboembolischen Ereignisse, die statistisch zufällig in der exponierten Bevölkerung auch ohne Impfung vorkommen würden.“

Im Rahmen der Norm
Das bedeutet, dass diese Thrombosen auch passiert wären, wenn niemand geimpft worden wäre – man nennt dieses Phänomen im Fachjargon die „Hintergrund-Inzidenz“, also die Anzahl der Erkrankungen, die in jedem Fall aufgetreten wäre. Trotzdem muss natürlich eine exakte und transparente Aufklärung der fatalen Ereignisse erfolgen, weil die Impfungen neu sind und man eventuelle kausale Zusammenhänge eruieren muss.

Todesfälle und schwere allergische Reaktionen werden und wurden übrigens auch im Zusammenhang mit den mRNA-Impfstoffen von BioNtech/Pfizer und Moderna beschrieben. Politmedial fokussiert sich aber aus Gründen, die nur vermutet werden können, jetzt alles auf AstraZeneca.

Warum „alle gegen AZ“?
Dass die Gründe für diese fast wie eine Kampagne anmutenden Angriffe auf AZ politischen oder wirtschaftlichen Motiven entspringen, ist reine Spekulation, aber natürlich möglich. Immerhin ist AZ ein britisch-schwedischer Konzern und die Briten sind ziemlich böse Buben, weil sie die EU verlassen haben. Die Schweden sind aus der Sicht des Juste Milieu ebenfalls keine Guten, weil sie ihren „schwedischen Weg“ in der Corona-Krise gingen. Und die anderen Impfstoffhersteller (BioNtech/Pfizer und Moderna) sind wirtschaftliche Konkurrenten. Die einen (BioNtech) sind überhaupt die Stars, denn sie kommen aus dem braven „Wir schaffen das“-Merkel-Deutschland. Moderna kommt aus den USA.

Wie wirkt der AZ-Impfstoff?
Doch zurück zur Medizin. Pharmakologisch betrachtet ist die AZ-Vakzine ein Vektor-Impfstoff, dessen Wirkweise einer natürlichen Infektion etwas mehr ähnelt als die der mRNA-Impfstoffe. Letztere geben in den Zellen per künstlich eingeschleustem Botenstoff (mRNA) den Befehl zur Herstellung des sogenannten Spike-Proteins, welches der Quell allen Corona-Übels ist. Unsere körpereigenen Zellen produzieren dann diesem Befehl folgend das Spike-Protein und präsentieren es an ihrer Oberfläche, dem Immunsystem, das die Spikes als Feinde erkennt und dagegen Antikörper produziert. Die mRNA-Technologie ist im Impfwesen völlig neu.

Vektor-Impfstoffe gibt es bereits: Derartige Vakzine sind gegen Ebola und gegen das Dengue-Fieber im Einsatz. Beim AZ-Impfstoff wird ein harmloses Adenovirus als Träger (=Vektor) benützt. Dieser Vektor dient als eine Art „Gen-Taxi“, das genetisches Material in die Körperzellen einschleust. Dort wird das zusätzliche Gen in dem Vektorvirus abgelesen und in ein virales Protein übersetzt, das dann im Geimpften die Produktion von Antikörpern und spezifischen T-Zellen gegen dieses Antigen provoziert. Es ist also auf diese Weise dem natürlichen Infektionsweg ähnlicher.

Salopp formuliert: Die Vektor-Methode klingt irgendwie sympathischer als die Technologie der mRNA-Impfung. Und der mit vielen Vorschuss-Lorbeeren bedachte und demnächst zu uns kommende Johnson & Johnson-Impfstoff ist übrigens auch eine Vektor-Impfung.

Munition für die Gegner, Daten für die Kritiker
Die grundsätzlichen und oft emotional agierenden fundamentalen Impfgegner erhielten jedenfalls durch die nach den Impfungen aufgetretenen Vorkommnisse neue und scharfe Munition. Sie verdammen nun die neuen Covid-Impfstoffe in alle Ewigkeit.

Die wissenschaftlich motivierten Skeptiker (wie der Autor dieser Zeilen) werden in ihrem kritischen Zugang bestärkt und richten ihr Augenmerk nun noch viel mehr auf die Datenlage und die Qualität der Studien: Wir wollen klinisch nachweisbare Fakten, die jeder Überprüfung standhalten und wir müssen uns noch viel eingehender mit der Kosten-Nutzen-Rechnung beschäftigen und vor allem die Langzeitwirkungen der Impfungen im Auge behalten.

Wie sinnvoll ist die Covid-Impfung?
Die prinzipielle und alles entscheidende Frage lautet: Welchen Sinn hat eine Impfung gegen eine Infektion, die bei der Mehrheit der Infizierten nachweislich relativ harmlos bis sogar asymptomatisch verläuft? Warum sollte man sich etwa als junger Mensch, der nur ein im Promille-Bereich liegendes Risiko für einen schweren Verlauf hat, mit einer dieser neuen Substanzen impfen lassen, die einen genetischen Wirkmechanismus besitzen und nach einer nur sehr kurzen Beobachtungszeit zugelassen wurden?

Diese Frage muss glasklar und sachlich fundiert beantwortet werden. Ein wesentlicher Grundsatz in der Medizin besagt nämlich: Es darf ein Medikament keinesfalls mehr Schaden anrichten als die Krankheit, gegen die es wirken soll. Das und nur das sollte auch bei den Covid-Impfungen der alles bestimmende Leitsatz sein.

Risiko-Analyse ohne Emotionen
Wer sollte also zum jetzigen Zeitpunkt geimpft werden? Muss man denn überhaupt impfen, wo doch die Mehrzahl der Verläufe mild bis harmlos ist? Wer hat aus jetziger Sicht durch die Impfung im Falle einer Infektion mehr Nutzen als Risiko? Und wer hat das größte Risiko, schwer zu erkranken? Kurz gesagt: Wem nützt die Impfung mit einer möglichst hohen Wahrscheinlichkeit wirklich?

Was wir bis jetzt über die Impfungen wissen, ist naturgemäß noch relativ wenig und die Datenlage ist infolge der zeitlich kurzen Zulassungsstudien, die leider auch statistische Mängel hatten, relativ dünn. Skepsis ist daher weiterhin angebracht, denn eine unkritische Impfgläubigkeit ist ebenso kurzsichtig und fehl am Platz wie eine fundamentale Ablehnung.
Aus den gesamten Daten, die uns derzeit zu Covid und zu den Impfungen vorliegen, lässt sich jedenfalls eine Wahrscheinlichkeitsrechnung erstellen, die für einige Bevölkerungsgruppen erkennbare Vorteile durch die Impfung ergibt.

Wer soll geimpft werden?
Das höchste Risiko, einen schweren Krankheitsverlauf zu bekommen, haben generell Männer mit Vorerkrankungen wie Diabetes, hohem Blutdruck, chronischem Lungen- oder Nierenleiden, Übergewicht und koronarer Herzkrankheit. Das Covid-bedingte Sterberisiko beginnt zwischen dem 50. und dem 60.Lebensjahr deutlich zu steigen und wächst danach immer mehr, um schließlich bei den über 90-Jährigen wieder abzusinken. Interessant dabei ist, dass der überhaupt größte Covid-Risikofaktor das männliche Geschlecht per se ist.

Aber nun zur Titel-Frage: Warum ich? Warum ließ ich mich als 58-Jähriger gesunder Mann impfen, wo ich doch ein Kritiker vieler Corona-Maßnahmen und ein Skeptiker in vielen Fragen der genetischen Impfstoffe bin?

Die Antwort ist ganz einfach, weil die Rechnung ganz einfach ist: Die im Gesundheitswesen Tätigen haben grundsätzlich ein etwa 7-fach erhöhtes Risiko, einen schweren Covid-Verlauf zu entwickeln. Das wurde 2020 in einer großen britischen Beobachtungs-Studie mit insgesamt 120.000 Teilnehmern nachgewiesen (publiziert im Fachjournal „Occupational & Environmental Medicine“).

Ärzte, die in Bereichen tätig sind, wo vermehrt Aerosole freigesetzt werden (wie Zahnärzte oder Ärzte, die Magenspiegelungen durchführen, so wie ich das tue), sind noch einmal einem besonderen und direkten Risiko ausgesetzt. Für mich war also nach einer Phase der sehr kritischen Impfdaten-Analyse die Risiko-Analyse klar: Meine Risken „männliches Geschlecht“, „Altersgruppe“ und „Gesundheitsberuf“ führten zu einem Ja zur Impfung – und diese erfolgte am 28. Februar 2021 mit AstraZeneca.

Abschließend ist es noch wichtig zu betonen, dass es bei der Covid-Impfung für die Risikogruppen vor allem um einen legitimen Selbstschutz geht: Wer geimpft ist, hat nach aktueller Datenlage eine geringere Wahrscheinlichkeit, schwer zu erkranken – und wer (wie das Gesundheitspersonal) ständig in einer Hochrisikosituation arbeitet, hat nun die Möglichkeit, sein eigenes Risiko zu reduzieren. Wir tun ja zum Beispiel mit der im Gesundheitswesen seit Jahren etablierten Hepatitis-Impfung auch nichts anderes.

Ein klares Nein zur Impf-Pflicht
Aber, und das ist ein mächtiges Aber: Aus der Risiko-Analyse kann und darf kein Mensch, kein Politiker und keine Behörde auch nur ansatzweise eine Impf-Pflicht ableiten. Man darf und soll bestimmte Impfungen auf der Basis evidenter medizinischer Gegebenheiten empfehlen beziehungsweise bestimmten Bevölkerungs- und Berufsgruppen bestimmte Impfungen auf dieser Grundlage nahelegen, aber man darf den freien Willen und die freie Entscheidung des Menschen durch Impf-Pflichten oder auch nur indirekte Verpflichtungen nicht einschränken. Wer einer Impf-Pflicht das Wort redet, der handelt gegen das Konzept des freien Menschen.“ – Ende Kommentar Franz

Dieser Text ist ursprünglich auf orthneronline erschienen

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Von Lucas Ammann

Lucas Ammann betreibt eine eigene Website und schreibt als freier Journalist für verschiedene Medien. Mehr unter "Über mich".

Ein Gedanke zu „Dr. Marcus Franz: Warum ich mich als Covid-Maßnahmen-Kritiker impfen ließ“

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